Altstadtfreunde Lauf an der Pegnitz

Das Alte erhalten - das Neue integrieren

Die Laufer Wenzelburg

Die Burg Lauf entstand an Stelle eines Ministerialensitzes aus dem 12. Jahrhundert.  Sie wird im Jahre 1243 erstmals erwähnt, als sich der Reichsministeriale Liupold nach seinem Dienstsitz Liupoldus de Laufe nannte. Er gehörte einem Geschlecht an, das zur höheren Reichsministerialität im Nürnberger Raum zählte. Mit dem Untergang der Staufer 1268 ging die Wehranlage an die Bayernherzöge über. Im Krieg Herzog Rudolfs von Bayern gegen die Parteigänger des Königs wurde die Burg bei einem Vergeltungsschlag des Grafen Gebhard von Hirschberg 1301 zerstört.

Die zweite, in ihren wesentlichen Teilen noch heute erhaltene Burg, geht auf Kaiser Karl IV. zurück, der sie in seiner Eigenschaft als König von Böhmen zwischen 1357 und 1360 vollständig neu errichten ließ.

Kaiser Karl IV. heiratete nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Blanche v. Valois 1348, Anna von der Pfalz (1329 – 1353), Tochter des Wittelsbacher Pfalzgrafen bei Rhein Rudolf II. Anna bekam als Mitgift Besitztümer in der Oberpfalz, auf die im Falle ihres Todes ihre Kinder Anspruch haben sollten. Annas einziges Söhnchen lebte jedoch nur einige Monate und am 2. Februar 1353 starb auch die junge Königin. So erloschen alle Rechte des böhmischen Königs auf Annas Mitgift. Der Pfalzgrafen Rudolf II. war bei seinem Schwiegersohn, dem böhmischen König, der mittlerweile zum römischen König Karl IV. gewählte worden war, hoch verschuldet. Dazu kam die Lösegeldzahlung Karls in Höhe von 20.000 Mark Silber für den Pfalzgrafen Ruprecht II., der in sächsische Kriegsgefangenschaft geraten war. Dies alles führte zu Gebietsabtretungen an Karl. Er gewann so nicht nur den wesentlichen Teil von Annas Mitgift sondern auch weitere Städte und Burgen hinzu. Hierzu gehörte auch der Ort Lauf mit der Burgruine auf der Pegnitzinsel.

Karl war so seinem Ziel, einer Verschiebung der Grenzen der Böhmischen Krone westwärts bis vor die Tore Nürnbergs, näher gekommen. Lauf hatte für Karl IV. große strategische Bedeutung. Er ließ die Laufer Burg ausbauen und machte sie zu einer kaiserlichen Nebenresidenz, die für die Reisen des Kaisers in das Reich als Ausgangspunkt und Rückkehrort auf eigenem Territorium diente. Nach den 1514 notierten Aufzeichnungen Nürnberger Ratskanzlisten soll der Kaiser selbst die Burg als „seinen keiserlichen lustsal“ bezeichnet haben.

Lauf profitierte von dieser Entwicklung in hohem Maß. Der Kaiser verlieh dem Ort 1355 die endgültigen Stadtrechte und darüber hinaus das Geleitrecht von Hohenstadt bis Erlenstegen, das Zollrecht und was eine besondere Auszeichnung war, das Münzrecht.

Der Kaiser gastierte mehrere Male zwischen 1360 und 1366 in Lauf. Auch sollen sich anlässlich des Reichstags in Nürnberg im Jahre 1361 zahlreiche Abgesandte aus dem ganzen Reich auf der Laufer Burg eingefunden haben.

Diese repräsentative Nutzung hielt jedoch nur wenige Jahre an: Als sich Karl 1373 die Gelegenheit bot, vom Bayernherzog Otto V. die Mark Brandenburg zu erwerben, trat er mit dem Vertrag von Fürstenwalde einen großen Teil Neuböhmens, darunter auch Lauf, an die Bayernherzöge ab.

Die Burg

Die Burg ist auf einer Insel in der Pegnitz erbaut. Südöstlich erstreckt sich der im Grundriss etwa hakenförmige, zweiflügelige Palas, ihm gegenüber als westlicher Endpunkt der im spitzen Winkel zulaufenden Außenmauern der Bergfried. Die mächtigen Umfassungen der Hauptburg weisen außen rundum Buckelquader-Mauerwerk mit sorgfältig gearbeiteten Pressfugen auf.

In die nördliche und südliche Wehrmauer wurde je eine Toranlage gesetzt. Besonders aufwändig wurde das Südtor ausgeführt: Es erscheint in einem aus der Mauerfront vorspringenden Torturm, einst „Wenntzelsthurm“ genannt, dessen vordere Fassade von der Figur des hl. Wenzel und dem böhmischen Wappen geziert wird.

Torturm mit Zugbrücke und Fallgitter, flankiert von Mauern und Wehrgängen. Zweiflügeliger Palas an der Nordostecke.


Im Erdgeschoss drei Portalöffnungen zum großen Raum mit Kreuzrippengewölbe und (im Osten) einer Mittelsäule. Zweck: Platz für Pferde, Wagen, Gesinde, etc.

 

Das 1. Obergeschoss war, anders als heute, zu Kaiser Karls Zeiten nur durch eine enge Wendeltreppe erreichbar, die sich leicht verteidi-gen ließ. Es enthielt Kaisersaal, Herrenstube und Wappenkammer (Kaiserkammer 1361).

großer Kaisersaal

Das Innere der Burg weist anspruchsvolle Architekturformen auf. Es gibt zwei übereinander liegende, in fünf Jochen gewölbte Säle und im ersten Stock zwei weitere, durch Rippengewölbe abgeschlossene Räume. In der Literatur wird davon ausgegangen, dass der Kaiser seine böhmischen Bauleute (Familie Parler) nach Lauf geschickt habe, um nach dem Vorbild seiner böhmischen Burgen auch Lauf auszubauen.

 

Nutzung der Räume:

Bei den im ersten Stock der Burg erhaltenen Räumen, handelt es sich um Repräsentationsräume, die als kaiserliches Appartement bezeichnet werden.

  • Ein großer Saal, auch als Kaisersaal bezeichnet, der durch ein Kreuzrippengewölbe abgeschlossen ist. Hier wurden Gäste empfangen und Hofgesellschaften abgehalten.
  • Die sog. Stuba/Stube, einem beheizbaren Raum.
  • Die Wappenkammer oder der Wappensaal.

Dieser einzigartige Raum enthält Wappen von Adelsgeschlechtern, Bistümer und Städten der böhmischen Länder. Die insgesamt 117 gemeißelten Wappen bilden zusammen mit der Figur des Hl. Wenzel eine Galerie der damaligen böhmischen Landeselite. Auch wenn im Raum ein Aborterker vorhanden ist, handelt sich nicht um einen privaten Raum, sondern es ist ein repräsentativer Raum in dem ausschließlich die Zusammenkunft mit der höfischen und regionalen Oberschicht stattfand.

Lange Zeit war dieser Raum vergessen. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg kam die Burg in den Besitz der Reichsstadt Nürnberg. Die Nürnberger haben die Wappenkammer übertünchen lassen. Bei Renovierungsarbeiten 1934 entdeckte der Gründer des Laufer Stadtarchivs August Rebmann hinter den Regalen der Registratur des Amtsgerichts die Vertiefungen der Wappenreliefs unter dicken Putzschichten. Nach einer längeren Restaurierungszeit wurden sie 1940 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

 

 

 

Wie auf dem Bild zu sehen ist nutzen auch heute noch kaiserliche Hoheiten die Burg zu Repräsentationszwecken.

(Samantha Holinka, Kaiserin Kunigunde 2017)

Nach dem die Reichsstadt Nürnberg in den Besitz der Laufer Burg kam, ließ diese sie umbauen, bzw. nach dem Zeitgeschmack renovieren. 1806 kam Nürnberg und damit auch Lauf zum Königreich Bayern. Dieses nutzte die Burg als Landgericht und es wurden nun weitere, dem Zweck entsprechende Umbaumaßnahmen vorgenommen.

Die Burg blieb bis 1980 Amtsgebäude, der Wappensaal diente als Sitzungssaal. Nach der großen Gebietsreform wurde das Gericht 1980 nach Hersbruck verlegt und die Akademie der bildenden Künste Nürnberg übernahm die Räume für ihren Unterricht bis 2013. Anschließend wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt und 2016/17 wurde die Burg in die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung im Jubiläumsjahr Karls IV. mit einbezogen.

Blick von Westen zum Nordausgang mit Steg

Informationen zu den Öffnungszeiten gibt es auf der Seite der Stadt Lauf
Führungen: Jeden Sonntag 14.00 Uhr und nach vorheriger Vereinbarung

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Literatur:

Fajt, Jiři / Šícha, Jan: Weiser Herrscher in einer Zeit der Katastrophen. Auf den Spuren Kaiser Karls IV. zwischen Prag und Nürnberg, Augsburg 2016.

Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern e.V. (Hrsg.): Burg Lauf a.d. Pegnitz. Ein Bauwerk Kaiser Karls IV. (= Forschungen zu Burgen und Schlösser, Sonderband 2), Nürnberg 2006.